Pressemitteilung zur PISA-Studie (Schwerpunkt Mathematik) – Damit konnte niemand Rechnen?

Die Landeselternkonferenz NRW nimmt die Ergebnisse der aktuellen PISA-Studie 1, 2, 3 und aller weiteren in diesem Jahr vorgestellten Bildungsstudien mit Besorgnis zur Kenntnis. Aus unserer Sicht liegen alle Analysen der Thematik aus den letzten Jahrzehnten in Deutschland auf dem Tisch; aber wie 30% der Schülerinnen und Schüler kommt unsere Gesellschaft über die bloße Kenntnisnahme leider nicht hinaus.

Als Teil dieser Gesellschaft und des Bildungssystems können wir Eltern aber nicht in Resignation verfallen. Stattdessen müssen wir uns um der Zukunft Willen Gedanken über unseren Anteil an dieser verhängnisvollen Bestandsaufnahme machen und unsere Schlüsse daraus ziehen.

Ein wichtiges Ziel unserer Arbeit ist es, Eltern zur Zusammenarbeit in und an der Schule zu motivieren. Jedes Elternteil muss zu dem in die Lage versetzt werden, die Bildungswege der Kinder begleiten zu können und es auch wollen. Dazu haben wir in den letzten Jahren unseren Beitrag geleistet und werden es auch weiterhin tun.

Schuldzuweisungen und Handlungsempfehlungen für Dritte auszusprechen, scheint für uns kein Mittel der Wahl zu sein, dennoch möchten wir auf drei wesentliche Merkmalsausprägungen dieser Studie näher eingehen:

  1. Laut wissenschaftlichen Schätzungen, besitzen ungefähr 15 % aller Kinder zu Grundschulzeiten nachgewiesene Problematiken in den Bereichen Rechnen (Zahlen- und Operationsverständnis), Lesen und Rechtschreibung. Unser Bildungssystem mit allen beteiligten Menschen, scheint es dann innerhalb der ersten neun Schuljahre fertig zu bringen, dass die doppelte Anzahl an Kindern und Jugendlichen selbst basale Kompetenzen nicht erwerben. Während die ein oder andere vor uns liegende Nation stolz auf ihr eingliedriges Schulsystem mit konkreten Lernzielen ist, nahmen für Deutschland 257 Schulen aus 18 Schulformen mit, noch einmal durch ihr Herkunftsbundesland festgesetzten Lehrplänen und schuleigenen Curricula, an dieser Studie teil.
  2. Hoffnung macht uns, dass wir mit am BIP und pro Kind gemessenen sehr geringem finanziellen Einsatz im OECD-Vergleich immerhin noch durchschnittliche Ergebnisse erzielen. Was wäre also möglich, wenn die aus der Politik im Jahr 2008 versprochenen 7% des BIP tatsächlich in das System Schule fließen würden? Aus unserer Sicht scheint es sehr wahrscheinlich, dass unter anderem auch die 21st century skills (Problemlösungskompetenz, Resilienz, etc.) von unseren Kindern in Deutschland erworben werden könnten.
  3. Darüber hinaus besteht noch der Zusammenhang von Bildungserfolg und Sozioökonomischer Herkunft; hier belegt Deutschland in aller Regelmäßigkeit vordere Plätze. Verfestigte prekäre Verhältnisse führen zu den voran genannten Ergebnissen, sowie zu einem Teufelskreis von schwierigen Beschäftigungsverhältnissen und wecken kaum ein Interesse, über diesen prekären Bereich hinaus, in den Wirtschaftsstandort Deutschland zu investieren.

Damit wir unsere Kinder in zukunftsfähigen Kompetenzen bilden können, ist eine grundlegende gesellschaftliche Positionierung und darüber hinaus entschiedenes Handeln notwendig.

Wir schließen unsere Positionierung zu den bisher veröffentlichten Ergebnissen der PISA-Studie in der Hoffnung auf positive Veränderungen, an denen wir gerne mitwirken werden.

Anhang und Verweise:
1 https://www.oecd.org/berlin/themen/pisa-studie/
2 https://www.oecd.org/media/oecdorg/satellitesites/berlincentre/pressethemen/GERMANY_Country-Note-PISA-2022_DEU.pdf

Für Nerds und Unerschrockene:
3 https://www.oecd.org/pisa/

Download einer fachlichen Analyse (ein 332 Seiten PDF-Dokument)
https://www.pisa.tum.de/fileadmin/w00bgi/www/Berichtsbaende_und_Zusammenfassungungen/pisa-2022-nationaler-bericht-berichtsband.pdf

LEK NRW

Vorstand

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