Frage 8
Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte
Wie stehen Sie zur Rückkehr zu einem von erfahrenen Lehrkräften angeleiteten Unterricht während des Referendariats und zu größerer Verbindlichkeit bei der Lehrerfortbildung hinsichtlich Turnus, Inhalt und Art und Weise (z. B. unterrichtsbegleitend)
CDU:
Flexibilität ist für viele Eltern aus zahlreichen Gründen immer wichtiger geworden. Wir haben die Plätze in der offenen Ganztagesbetreuung auf über 362.000 erhöht.
Damit wurde die Anzahl seit 2017 um insgesamt fast 55.000 Plätze erhöht. Vor Ort können Spielräume genutzt werden, um außerschulischen Aktivitäten nachzugehen. Insgesamt investieren wir fast 190 Millionen Euro zusätzlich in den Offenen Ganztag. Wir wollen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter verbessern. Daher begrüßen wir den Rechtsanspruch auf einen offenen Ganztagsplatz ab 2026.Wir sehen den Bund in der Pflicht, seinen Beitrag dauerhaft zu leisten. Wichtig ist uns dabei, dass der Offene Ganztag über einen Qualitätsstandard verfügt.
SPD:
Eine Lehrer:innenausbildung, in der erfahrene Lehrkräfte mehr Zeit für angehenden Lehrkräfte haben und diesen mehr Zeit widmen ist begrüßenswert, wenn die personellen Ressourcen zur Verfügung stehen. Wir brauchen jetzt eine Personaloffensive. Denn nur zusätzlichem Personal kann diese Form der Ausbildung gewährleistet und Lehramtsanwärter:innen unterstützt werden. Damit das Referendariat die angehenden Lehrkräfte angemessen auf den Beruf vorbereitet, müssen sie auch die Zeit und die Möglichkeit haben uneingeschränkt an Fortbildungen der Bezirksregierungen und an Exkursionen teilzunehmen, um Einblicke in die Berufsrealität zu haben. Zusätzlich werden wir angehende Lehrkräfte durch Coaching und Mentoring im Referendariat stärker unterstützen.
In Kooperation mit den ZfsL werden wir den Einstellungsturnus evaluieren und bei Bedarf neue Verabredungen treffen, damit zwischen Studium und Referendariat nicht zu viel zeitlicher Leerlauf entsteht.
FDP:
Wir wollen früher ansetzen und den Praxisbezug bereits im Lehramtsstudium stärken. So können wir angehende Lehrkräfte besser auf ihre Tätigkeit in der Schule vorbereiten. Damit die Studierenden die Theorie schon früh vor der Schulklasse anzuwenden lernen, wollen wir schon im Bachelorstudium ein Praxissemester fest verankern. Die Lehrkräftefortbildung wollen wir reformieren und verbindlicher machen. Für eine hohe Unterrichtsqualität ist es wichtig, dass sich die Lehrkräfte regelmäßig fortbilden und ihre Methoden und Inhalte auf den neuesten Stand bringen. Wir setzen wir uns dafür ein, dass Fortbildungen in einem jährlichen Stundenrahmen für Lehrkräfte verpflichtend gemacht werden. Dabei muss die Lehrkräftefortbildung den fachlichen Anforderungen in den einzelnen Unterrichtsfächern genügen, aber überfachliche Themen wie Digitalisierung, Integration und Inklusion fokussieren. Durch Blended-Learning und Online-Learning wollen wir die Fortbildungen flexibler und individueller gestalten.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Wir müssen die Lehrerausbildung reformieren, die Fachdidaktik weiter verstärken und die Prüfungsformate und Inhalte evaluieren, z.B. in Bezug auf das Lernen mit digitalen Medien und auch inklusives Lernen. Der Lehrermangel – und verstärkt die Pandemie – haben dazu geführt, dass die Ausbildung und Begleitung beeinträchtigt sind. Hier wollen wir mit den Beteiligten gemeinsam nach Lösungen suchen. In Kooperation mit Hochschulen und den Fakultäten müssen angesichts der Herausforderungen für die Lehramtsausbildung, neue Wege gegangen werden. Wir plädieren dafür, dass die Phasen schulpraktischer Studien und ggf. die Praxissemester konzeptionell in Vernetzung mit den Schulen und wissenschaftlicher Begleitung Teil eines neuen Unterstützungssystems für die Kinder und Jugendlichen werden sollten. Teams mit jeweils Lehrkräften und Studierenden, die als Lernbegleiter*innen vertiefen, erklären, üben, intensiver persönlich begleiten, können entscheidend zur Unterstützung beitragen. Mentoringprogramme wie ‚Balu und Du‘ (ein Jahr lang Patenschaft für ein Grundschulkind) oder ‚Rock your life‘ müssen gefördert und ausgebaut werden, damit Qualifizierungen an allen Universitäten stattfinden.
Die möglichen-Projektkurse im Programm ‚Balu und Du‘, die ältere Schüler*innen ausbilden, als Balus jüngere Kinder (Moglis) zu unterstützen, sollte es an allen Oberstufen geben.
Über die Anbindung solcher Formate im Lehramtsstudium gewinnen Studierende früh Einblick in die unterschiedlichen sozialen Lagen von Kindern und Jugendlichen und die notwendige individuelle Förderung und sozialräumliche Vernetzung.
AfD:
Das Referendariat muss unbedingt wieder auf zwei Jahre erweitert werden. Dabei sollten die Referendare erst im zweiten und dritten Quartal ihrer Ausbildung sechs Stunden eigenständigen Unterricht erteilen, wenn die Fachleiter, der Koordinator für die Referendarausbildung an den Schulen und der Schulleiter dies für verantwortbar hält. Das Praxissemester dagegen kann ersatzlos gestrichen werden. Es ersetzt eben gerade nicht die fehlende Zeit im Referendariat. Die Praktika müssen beibehalten werden. Bei besonderer Eignung können Referendare das Vorziehen der Prüfung zum zweiten Staatsexamen beantragen. Lehrerfortbildungen sollten rhythmisiert werden. Vor allen Dingen müssen im fachlichen Bereich wieder Lehrerfortbildungen angeboten werden.
DIE LINKE:
Die Einführung des selbstständigen Ausbildungsunterrichts ist zwar pädagogisch verbrämt worden, war aber von Anfang an ein Sparmodell: So füllten die Referendar:innen die Löcher bei der Lehrkraftversorgung.
Eine sinnvolle Ausbildung braucht angeleitete und begleitete Unterrichtserfahrung. Daher unterstützt DIE LINKE.NRW die Rückkehr zum angeleiteten und begleiteten Unterricht, was nicht ausschließt, dass die Referendar:innen einzelne Stunden oder Unterrichtsblöcke allein geben.
Die Lehrkräftefortbildung krankt nicht an der Unwilligkeit der Lehrkräfte, sondern daran, dass die Fortbildung, z.B. für ganze Kollegien oder Fachgruppen von der Schulaufsicht stark limitiert wird. Das immer wieder gehörte Argument ist der Unterrichtsausfall. Daher muss freie Arbeit der Schüler:innen in den Fortbildungsblöcken der Lehrkräfte geplant und organisiert werden und darf keinesfalls von der Schulaufsicht blockiert werden.
Volt:
Bei dieser Frage ist uns nicht ganz klar, was gemeint ist. Wir stehen natürlich für eine gute Ausbildung von Referendar*innen ein. Doch sollten Referendar*innen von Lehrkräften begleitet werden und sie sollten dort hospitieren, wo sie eine gute Ausbildung erfahren. Berufserfahrung ist dabei zweitrangig. Aus eigener Erfahrung ist es nicht gut, dass das Referendariat Ende April bzw. Ende Oktober endet und die neuen Lehrkräfte zunächst arbeitslos werden, da neue Stellen oftmals erst zum Halbjahr bzw. zum Schuljahresbeginn frei werden. Beim Inhalt müssen auch bei den Referendariat die Lehrpläne ans 21. Jahrhundert angepasst werden.