Frage 6

Personalmangel

Wie wollen Sie dem Lehrkräftemangel insbesondere an prekären Standorten begegnen, das Problem des Unterrichtsausfalls durch Krankheit oder Elternzeit lösen und mit welchen Professionen Lehrkräfte bei Verwaltung, IT-Support und der Lösung sozialer/psychischer Probleme entlasten?

CDU:
Wir haben vier Maßnahmenpaketen zur Lehrkräftegewinnung aus den Weg gebracht um Lehrpersonal zu gewinnen und auszubilden. Wir haben die Schulverwaltungsassistenzen ausgeweitet und multiprofessionelle Teams zum Einsatz gebracht. Die organisatorische, technische und insgesamt entlastende Verstärkung beispielsweise durch Sozialpädagoginnen und –pädagogen, IT-Fachkräfte und schulpsychologische Dienste für Lehrkräfte im Schulalltag wollen wir weiter fördern. Wir haben die Lehrerausbildung und -fortbildung an aktuelle und künftige Herausforderungen angepasst sowie Lehramtsstudium und Referendariat stärker miteinander verzahnt. Heute unterrichten rund 10.000 Lehrkräfte mehr an den Schulen als noch 2017. Bis 2027 wollen wir noch einmal 10.000 zusätzliche Lehrkräfte einstellen. Wir werden die Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte ausbauen. Sie sind der Schlüssel für mehr Qualifikation. Kinder brauchen Lehrerinnen und Lehrer, die ihnen eine wertvolle Stütze in ihrer Entwicklung sind.

SPD: 
Gutes und zufriedenes Personal ist das Fundament einer guten Bildungspolitik. Wir brauchen dringend mehr multiprofessionelle Teams, die sich gegenseitig unterstützen und Kindern und Jugendlichen erweiterte Bildungschancen bieten. In diesem Zusammenhang werden wir die Schulsozialarbeit sichern und ausbauen. Zur Entlastung der Lehrkräfte werden wir Verwaltungsassistenzen und IT-Fachkräfte einstellen. Die Ungerechtigkeiten im System werden wir beseitigen und zeitgemäße Voraussetzungen schaffen: Hierzu erhöhen wir die Familienfreundlichkeit und flexibilisieren die starren Laufbahn-Muster, heben die Einstiegsbesoldung für alle Lehrämter auf A13 an und verbessern die Aufstiegschancen aller Berufsgruppen in den Schulen.

FDP: 
Wir haben in unserer Regierungsverantwortung bereits 60 Talentschulen mit sehr guter Ausstattung gezielt dort eingerichtet, wo die Hürden und Herausforderungen zur Schaffung von Bildungsgerechtigkeit besonders groß sind. Wir wollen aufbauend auf dem erfolgreichen Schulversuch künftig landesweit 1.000 Talentschulen einrichten. Außerdem haben wir die Anwendung des Schulsozialindex bei der Verteilung von Stellen und Mitteln ausgeweitet und so Schulen in sozial schwachen Quartieren gezielt mit mehr Personal gestärkt. In Zukunft wollen wir noch mehr Mittel und Personal über den schulscharfen Sozialindex zuweisen, um das Maß an Bildungsgerechtigkeit weiter zu erhöhen. Um den Lehrkräftemangel strukturell zu beheben, schaffen wir zusätzliche Studienplätze und Studienorte für angehende Grundschullehrkräfte und in der Sonderpädagogik. Die begonnene Entlastung der Grundschullehrkräfte im Bereich der anrechenbaren Entlastungsstunden wollen wir im Bereich des Pflichtstundendeputats fortsetzen. Sozialpädagogische Fachkräfte für die Schuleingangsphase, „Digitale Hausmeister“ sowie die Stärkung der Schulsekretariate und Schulverwaltungsassistenz gehören zu unseren Ansätzen, Lehrkräfte zu entlasten. Zudem wollen wir den bereits eingeleiteten Ausbau der Schulpsychologie fortsetzen und den Schülerinnen und Schülern vor Ort passgenaue Beratungs- und Unterstützungsangebote unterbreiten.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: 
Solche Schulen brauchen zusätzliches Personal, nicht nur bei Lehrkräften, sondern auch beim multiprofessionellen Personal: von Schulsozialarbeit und Schulpsychologie über Schulverwaltungsassistenz bis hin zu IT-Administrator*innen. Außerdem wollen wir die Lehrerarbeitszeit neu berechnen, um die gestiegenen Anforderungen wie Team- und Beratungsarbeit abzubilden. Eine Reduzierung des Stundendeputats wollen wir zuerst an Schulen in prekären Lagen anwenden. Gerade an schlecht ausgestatteten Schulstandorten schlägt der Unterrichtsausfall besonders stark durch. Doch die Maßnahmen der Landesregierung, um mehr Personal zu finden, bleiben Stückwerk.
Ihr Versprechen, Lehrtätigkeiten durch bessere Bezahlung attraktiver zu machen und Grundschulund SEK I-Lehrkräfte ebenfalls nach A13 zu bezahlen, haben CDU und FDP gebrochen. SEK II-Lehrkräfte, die temporär in Grundschulen oder in der SEK I arbeiten, bleiben dort nicht, weil ihnen die SEK II-Stelle an Gymnasien mit besserer Bezahlung geboten wird. Auch Werkstatt-, Fach- oder technische Lehrkräfte müssen endlich die Möglichkeit erhalten, durch Weiterqualifizierungen für alle Unterrichtsbedarfe rechtlich abgesichert eingesetzt werden können.

AfD: 
Die Lehrerausbildung und die Arbeitssituation müssen grundlegend verändert werden, sodass wieder viel mehr Personen sich dazu entschließen, das Lehramtsstudien aufzunehmen und in den Beruf einzusteigen. Bei einem hohen Angebot an Lehrkräften werden auch die Stellen in den nicht so beliebten Schulen besetzt werden können. Zur Veränderung der Arbeitsbedingungen gehört unbedingt die Einrichtung relativ leistungshomogener Klassen, eine stärkere Betonung der Plenumsarbeit mit Schülern und Schülerinnen und eine Klassenraumanordnung, welche konzentriertes Arbeiten und gemeinschaftliche Kommunikation in gleicher Weise zulässt. Die Lehrkraft muss wieder die Unterrichtsführung deutlicher in die Hand nehmen. Für Verwaltungsarbeiten müssen die Schulen durch Verwaltungsassistenten unterstützt werden. Der IT-Support muss generell von der Kommune geleistet werden. An den Schulen muss ein Beratungsteam installiert werden. Für koordinierende Aufgaben muss an den großen Schulen eine Beförderungsstelle eingerichtet werden. Die Koordinatorin, der Koordinator hält Kontakt zu außerschulischen Beratungsstellen.

DIE LINKE:
DIE LINKE.NRW möchte, dass das Land „Mehraufwandszulagen“ für die dort Beschäftigten mit den Gewerkschaften verhandelt, denn die vielfältigen Aufgaben sollten auch entsprechend vergütet werden.
Weitere Zielgruppen könnten zu Lehrkräften im Rahmen einer systematischen Landesweiterbildung in relativ kurzer Zeit von 1-2 Jahren qualifiziert werden: Lehrkräfte und andere Uni-Diplomierte mit ausländischem Studienabschluss, bereits bewährte Lehrkräfte des Herkunftssprachlichen Unterrichts für weitere Fächer.
Die lange versprochene gleiche Bezahlung aller Lehrämter mit A 13 Einstiegsgehalt muss dringend umgesetzt werden.
Verwaltungsfachkräfte sollen Lehrkräfte entlasten; dazu zählt auch der IT-Support an den Schulen.

Volt: 
Volt NRW steht nicht bloß für eine Erhöhung von Studienplätze, denn diese Maßnahme hätte keine direkte Auswirkung und löst zudem nicht den Kern des Mangelproblems. Viele Lehrkräfte gehen über ihre Grenzen, gehen daher in Teilzeit oder hören mit ihrem Beruf auf. Demnach ist für uns die primäre Frage, wie können wir eine Vollzeitstelle ermöglichen? Das Profil des Berufs muss klarer gezogen werden, damit Lehrkräfte der Ausbildung gerecht arbeiten können – als Lehrkraft und Pädagog*innen. Entlastungen wird Volt durch IT-Fachpersonal, Verwaltungsfachangestellte, Schulpsycholog*innen, Schulsozialarbeiter*innen und Sonderpädagog*innen schaffen. Wenn wir es ermöglichen können, dass mehr Lehrpersonal wieder in Vollzeit arbeiten können bzw. wollen, haben wir auch einen direkten und schnellen Effekt auf die Mangelsituation.
Die oben angesprochenen multiprofessionellen Arbeitsteams müssen zunächst in den prekären Schulstandorten eingeführt und erhöht werden. Hier müssen wir es auch als erstes schaffen, dass die Lerngruppen verkleinert werden.