gemeinsame PM – DigitalPakt 2.0

Die Landeselternschaft der integrierten Schulen in NRW (LEiS-NRW) und die Landeselternkonferenz NRW (LEK-NRW) begrüßen grundsätzlich die Initiative des Digitalpakts 2.0, sehen jedoch erheblichen Nachbesserungsbedarf. Nach fast zwei Jahren intensiver Verhandlungen zwischen Bund und Ländern sind die Ergebnisse für die digitale Bildungslandschaft in Deutschland enttäuschend. Der Digitalpakt 2.0 verpasst die Gelegenheit, grundlegende Reformen anzustoßen, und bleibt hinter den Anforderungen und Erwartungen an eine zukunftsfähige Bildung zurück.

Die geplanten 5 Milliarden Euro, verteilt auf einen Zeitraum von sechs Jahren, wirken angesichts der massiven Herausforderungen wie eine unzureichende Symbolpolitik. Die Summe erscheint umso ernüchternder, wenn man bedenkt, dass Deutschland schon heute im internationalen Vergleich bei der digitalen Bildung deutlich hinterherhinkt. Für eine nachhaltige Digitalisierung, die alle Schülerinnen und Schüler erreicht, reicht die bisherige Finanzierung bei weitem nicht aus. Viele Schulen kämpfen immer noch mit einer veralteten digitalen Infrastruktur, unzureichendem Zugang zu modernen Endgeräten und fehlenden Ressourcen, um digitale Lernplattformen umfassend zu nutzen. Diese Missstände bleiben auch mit dem Digitalpakt 2.0 ungelöst, da die Mittel primär in technische Infrastruktur fließen und andere entscheidende Aspekte unzureichend berücksichtigt werden.

Die Digitalisierung der Schulen ist jedoch weit mehr als eine technische Aufgabe. Es braucht eine umfassende pädagogische Strategie, die den Lehr- und Lernprozess grundlegend verändert. Leider bleibt der Digitalpakt 2.0 in dieser Hinsicht enttäuschend vage. Während die Fortbildung von Lehrkräften als Ziel genannt wird, fehlt es an klaren Konzepten und einer verbindlichen finanziellen Unterfütterung. Es ist nicht nachvollziehbar, wie die Länder ohne zusätzliche Mittel eine systematische Schul- und Unterrichtsentwicklung vorantreiben wollen. Auch die angekündigten 250 Millionen Euro für Forschung zur Qualitätssicherung digitaler Bildungsprozesse sind angesichts der Herausforderungen nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Besonders kritisch sehen wir die anhaltende Unsicherheit für die Schulträger. Die Verhandlungen haben wertvolle Zeit gekostet, und dennoch fehlen klare finanzielle Zusagen und langfristige Planungsmöglichkeiten. Viele Kommunen, insbesondere solche in finanzschwächeren Regionen, stehen weiterhin vor erheblichen Herausforderungen, um eine flächendeckende digitale Ausstattung zu gewährleisten. Es besteht die Gefahr, dass sich die Ungleichheiten zwischen privilegierten und benachteiligten Schulen weiter vertiefen. Bildungsgerechtigkeit, die von Bund und Ländern als zentrales Ziel propagiert wird, bleibt so eine leere Floskel.

Der Digitalpakt 2.0 hätte auch die Chance bieten können, die Digitalisierung der Schulen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen und alle relevanten Akteure – Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte – stärker einzubinden. Stattdessen zeigt sich erneut, dass föderale Strukturen die Umsetzung dringend notwendiger Reformen behindern. Viel Zeit und Energie wurden in Verhandlungen investiert, ohne dass ein wirklich ambitionierter und zukunftsorientierter Plan herausgekommen ist.

LEiS-NRW und LEK-NRW fordern Bund und Länder daher dringend auf, den Digitalpakt 2.0 umfassend nachzubessern. Die Mittel müssen deutlich aufgestockt werden, um nicht nur die technische Infrastruktur, sondern auch die inhaltliche und methodische Dimension der Digitalisierung nachhaltig zu fördern. Dazu gehört vor allem eine systematische Fortbildung der Lehrkräfte, die Entwicklung innovativer Unterrichtskonzepte und die Förderung digitaler Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern. Ohne diese Maßnahmen bleibt die Digitalisierung der Schulen Stückwerk, das weder die Zukunft unserer Kinder noch die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sichern kann.

Darüber hinaus braucht es verbindliche Zeitpläne und eine stärkere Unterstützung der Kommunen, um Investitionen planungssicher zu machen. Gerade finanzschwache Kommunen dürfen nicht allein gelassen werden, wenn es darum geht, moderne Standards zu erreichen. Auch hier fordern wir ein klares Bekenntnis von Bund und Ländern, das mehr ist als bloße Absichtserklärungen.

Die Digitalisierung ist kein Zukunftsthema mehr – sie ist längst Gegenwart.

Die Zeit für zögerliche Kompromisse ist vorbei. Es braucht jetzt eine entschlossene, ganzheitliche Strategie, die alle Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt, die Chancen der digitalen Welt selbstbewusst und souverän zu nutzen. Wenn Bund und Länder diese Verantwortung nicht endlich ernst nehmen, riskieren wir, eine gesamte Generation im internationalen Vergleich zurückzulassen. Deutschland kann es sich nicht leisten, weiter Zeit zu verlieren. Unsere Kinder und Jugendlichen verdienen mehr als das – sie verdienen echte Perspektiven in einer digitalen Bildungslandschaft, die mit den Anforderungen der Zeit Schritt hält.

Mit freundlichem Gruß

Christian Beckmann……………….Harald A. Amelang
Landeselternkonferenz NRW….LEiS NRW e.V.
(Vorsitzender)…………………………Team Vorstand

Die PM als PDF zum Download.

(chbe)

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