Ganztag mehr als Bildung und Schule

Ganztag mehr als Bildung und Schule

Welchen Mehrwert hat der Ganztag für die Schule, für die Familien und für den Stadtteil?
Führt mehr Zeit auch zu einer besseren Bildung oder fußt die Wahl des Ganztags eher aus der Not der berufstätigen Familien, weil sie eine Betreuung für ihre Kinder benötigen. Durchaus ist gerade die notwendige ansteigende Berufstätigkeit beider Elternteile ein Grund für den wachsenden Bedarf an Ganztagesangeboten. Deshalb muss sich das Angebot des Ganztags auch nach den Bedürfnissen der Familien im Quartier ausrichten. Für alle Beteiligten braucht der Ganztag Verlässlichkeit – für eine gute Planbarkeit in der Schule und zwischen Schule, Familie und Beruf. Dafür sind verbindliche Kernzeiten ebenso wichtig wie Randzeitbetreuung. Ein weiteres Kriterium ist für Eltern ein gesundes, ausgewogenes, aber auch für die Kinder schmackhaftes Versorgungsangebot, das trotzdem günstig sein muss. Deshalb sollte das Essen, wie Mensaessen an den Universitäten, auch endlich steuerbegünstigt werden. Durchaus verbinden Eltern mit mehr Schulzeit auch eine verbesserte Chance für mehr Bildung und einen erfolgreichen Schulabschluss. Deshalb spielt gerade das Angebot an zusätzlicher Förderung und individuellen Angeboten eine große Rolle. Dazu benötigen Schulen entsprechende räumliche, personelle und sächliche Ressourcen. Da gerade bei einem ganztägigen Aufenthalt der Schülerinnen in der Schule ausreichende Bewegung häufig zu kurz kommt, sind die Schülerinnen und Familien an zusätzlichen Bewegungsangeboten interessiert. Ehemals außerschulische musikalische, kulturelle und sportliche Angebote müssen also im Kontext Ganztag als Ressourcen und als Stärkung der Angebotsvielfalt mitgedacht werden. Ganztag muss also nicht nur die schulisch pädagogischen Angebote abbilden, sondern diese mit den erzieherisch und außerschulisch bildenden Erwartungen und Wünsche der Eltern verknüpfen. Eltern möchten in der verbleibenden begrenzten Familienzeit nicht mehr ihre Kinder zusätzlich zu außerschulischen Förderunterricht, Musikunterricht oder ähnlichen Angeboten bringen, sondern diese Restzeit mit ihren Kindern verbringen, insbesondere in der Grundschulzeit. Damit Schulen aber passende zusätzliche Angebote entwickeln können, müssen sich Ganztagesschule nicht nur dem Umfeld öffnen, sondern ein Verständnis für die Lebenswirklichkeiten der Menschen des Quartiers entwickeln. Dabei muss insbesondere die kulturelle und soziale Heterogenität erkannt und berücksichtigt werden. Dies kann aber nur gelingen, wenn Eltern, Vereine und Verbände aus dem Quartier bei der Ausgestaltung des Schulangebots prozessorientiert beteiligt werden. Als Bildungspartner sind Eltern ein Hauptakteur bei der Erziehung und Bildung. Die Haltung zur Teilung des Bildungs- und Erziehungsauftrages im Kontext Schule, ist aber häufig belastet durch Selektion in den Köpfen. Gerne und schnell werden Einteilungen in vermeintlich „bildungsnah“ und „bildungsfern“ oder noch schlimmer „sozial“ und „sozialschwach“ vorgenommen. Auch Eltern fehlt es oftmals schwer die Komplexität des Schulsystems zu durchdringen. Umso wichtiger ist eine Vorurteilsbewusste Haltung in der Schule für eine gemeinsame Bildungspartnerschaft. Deshalb ist die Bildung von Multiprofessionellen Teams eine große Herausforderung, bei der Elternkompetenz mitgedacht werden muss. Damit diese Bildungspartnerschaft im Ganztag gelingt, braucht es verlässliche und stetige Beteiligungs- und Fortbildungsangebote auch für Eltern. In den Faktor Mensch muss investiert werden, dieser nimmt die größte Rolle ein, wenn Familien Schule als urbanen Lebensraum und Knotenpunkt im Quartier entdecken, nutzen und mitgestalten sollen! Um Synergien zu nutzen, muss das Vertrauen in Schule gestärkt werden, dann gelingt auch Ganztag.

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