Sturmflut mit Hauptsegel

PM: In die Sturmflut mit vollen Segeln – Vorbestellte Coronasegelreise!
Wie von den Eltern befürchtet und von der Wissenschaft prognostiziert, müssen immer mehr Kinder und Lehrkräfte in Isolation oder Quarantäne, Klassen und Schulen schließen, Testergebnisse verzögern sich, Quarantäne/Isolations- Anordnungen kommen erst nach Tagen. Fast 80 % der Pooltests sind inzwischen positiv. Doch leider wurde nicht rechtzeitig vorgesorgt und die Kapazitäten
für Einzelauswertung und Nachverfolgung reichen nicht aus.
So teilt das Ministerium mit, dass bei positiven Tests keine Anordnung mehr vom Gesundheitsamt erfolgt, aber Betroffene automatisch 10 Tage in Isolation müssen und die erste Freitestung nach 7 Tagen möglich ist. Bei einer roten Warnmeldung einer Warn-App besteht ab sofort kein Anspruch mehr auf einen kostenlosen PCR Test, dafür aber eine Aufforderung zum Bürgertest.
Was bedeutet diese Kapitulation nun für die Schulen und den so wichtigen Präsenzunterricht?
„Befürchtet wird, dass nun auch Lolli-Testungen eingestellt werden. Hier bleibt abzuwägen, ob auf die Sicherheit der PCR Test verzichtet wird, dafür aber die Auswertungen erst später kommen oder doch auf gute Selbsttests umgestellt werden muss,“ sagt die stellvertretende Vorsitzende der LEK NRW, Andrea Reichardt-Lausberg, „wichtig wäre, dass weiter getestet wird und wir nicht blind
segeln!“
„Die Alternative wäre, vulnerable Schülerinnen und Schüler und alle in Schule tätigen vulnerablen Gruppen ihrem Schicksal zu überlassen, billigend schwere Krankheitsverläufe bei vorerkrankten Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte oder evtl. Langzeitfolgen in Kauf zu nehmen,“ sagt Anke Staar, die Vorsitzende der LEK NRW, „Wer jetzt Tests aussetzt, grenzt betroffene Minderheiten aus!“
„Tatsächlich wissen wir, dass wir noch nichts sicher wissen! Die Wissenschaft kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob nicht auch jüngere Kinder Langzeitfolgen haben werden. Wir können aber mit Bestimmtheit sagen, Schule ist systemrelevant, sowohl was die Betreuung und die Sozialkontakte angeht. Doch erneut dominieren Ängste und Sorgen vor Ansteckung, Quarantäne, Schulschließungen und dem Existenzverlust!“ sagt Karla Foerste, Beisitzerin der LEK NRW.
Armes reiches Deutschland titeln die Pressen, weil Deutschland schon dem Anschluss der Digitalisierung hinterherrennt, Masken lange vernachlässigt, Testkapazitäten nicht wieder rechtzeitig ausgebaut hat und den ÖPNV nicht den Abstands-Bedarfen angepasst hat. Auch Nachverfolgung gelingt nicht, bei Filteranlagen ist nicht einmal die Spur einer ernsthaften Bemühung ersichtlich.
Ohnehin kleckert Deutschland bei Ausbau der Schulen und Aufstockung der Lehrkräfte und Multiprofessionellen Teams hinterher. „Diese Entwicklung ist keine Krise, sondern eine Katastrophe für die Chancengerechtigkeit von Kindern und ihren Familien! Stattdessen schlagen wir alle wissenschaftlichen Warnungen, Forderungen und Ideen in den Wind, weil Politik am Bedarf der Familien vorbei manövriert. Warum eigentlich?“, wundert sich Katrin Schäfer Beisitzerin der LEK NRW.
„Nein, wir machen hier nicht das Ministerium für Schule und Bildung NRW verantwortlich, diese Reise lag in der Verantwortung aller Kultusministerien und des Bundesgesundheitsministers und ist ein gesamtgesellschaftliches Versagen erneut zu Lasten der Jüngsten und Schwächsten in unserem Land!“, kritisiert Christian Beckmann, „Schulen stecken in der Not, weil es zu wenige impffreiwillige
Erwachsene in Deutschland gab und zu viel Angst vor Verlust der Wählerstimmen durch eine Impfpflicht. Lieber haben Politikern lautstarken, frustrierten, vermeintlich freiheitsliebenden Spaziergängern Aufmerksamkeit geschenkt, als auf wissenschaftliche Prognosen vertraut!“
„Wir müssen uns jetzt entscheiden, ob wir hart am Wind weiter segeln in der Hoffnung, dass Alles gut geht. Außer der Hoffnung bleibt dann aber nichts und wir müssen später abrechnen, wie viele Verluste wir bereit waren hinzunehmen. Oder wir ergreifen jetzt das Steuer und stabilisieren durch
weitere Möglichkeiten das Boot!“, fordert Anke Staar, „Das Abstellen der Tests und ihrer Nachverfolgung entlastet sicherlich Labore und das Finanzministerium. Doch dürfen Ärzte dann auch bei Überforderung die Behandlung einstellen?“
Es liegt in der Verantwortlichkeit der Politik, endlich alle Ressourcen hochzufahren, die Schulen als Teil der kritischen Infrastruktur im Katastrophenfall anzuerkennen und NICHTS ungenutzt zu lassen – was immer es kostet, um Bildung, Förderung und Betreuung zu sichern.
Wir fordern in Dauerschleife:

  • Kostenlose (geprüfte und kindgerecht angepasste) FFP 2 Masken für ALLE Schüler*innen (und allen in Schule Beschäftigten)
  • Beibehaltung der Lolli-Testungen in Primarstufe und Förderschulen sowie Anpassung der Laborkapazitäten
  • Tägliche Testung mit hochwirksamen Tests
  • Impfangebote an allen Schulstandorten
  • Ausstattung aller Schulräume mit wirksamen (leisen) Filteranlagen, zum erweiterten Schutz und Regulierung des notwendigen Lüftungsintervalls
  • Erweiterte Aufstockung der helfenden Hände an allen Schulstandorten
  • Ausstattung ALLER Schüler*innen mit digitalen Endgeräten als Lernmittel, die dauerhaft auch häuslich genutzt werden dürfen
  • Elterngeld für berufstätige Eltern, deren vorerkrankte Kinder nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können und zuhause betreut werden müssen
  • Aufhebung der Präsenzpflicht in verbindlicher Absprache mit Schule, dort wo dies für Schule umsetzbar ist und von Eltern gewünscht und ermöglicht werden kann
  • Mindestsicherung der digitalen Teilhabe aller Schüler*innen, die durch eine Vulnerabilität, Quarantäne oder aus sonstigen Gründen nicht am Präsenzangebot teilnehmen können
  • Aufrechterhaltung des Präsenzangebots für Bildung und Betreuung unter allen Umständen evtl. mit versetzen Anfangszeiten
  • Aufhebung der Prüfungs- und Klassenarbeitspflicht, angepasste Bewertungsalternativen
  • Aufstockung der Förderangebote besonders für benachteiligte und vulnerable
    Schülergruppen

    Es muss nun endlich um das WOHL ALLER Beteiligten in den kommenden Wochen gehen und darf zu keiner weiteren psychischen, wie physischen Belastung der Kinder und Lehrkräfte kommen. Die Ausrichtung muss sich an den Bedarfen der Familien orientieren und nicht umgekehrt! Wer die Schwächsten in NRW im dichtesten Ballungsraum sieht und berücksichtigt und ihre Teilhabe sichert,
    der muss Bedingungen anpassen, die dann allen zugutekommen!
    Vorstand LEK NRW Dortmund, 21. Januar 2022
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