Frau Ministerin Gebauer wird heute auf WDR2 wie folgt zitiert:
„Das haben wir mit Eltern- und Lehrerverbänden sehr intensiv besprochen und allesamt waren wir der Meinung, dass es mehr Sinn macht, dass diese Tests in der Schule unter Aufsicht durchgeführt werden.“
Die Vorsitzende der LEK Anke Staar entgegnet:
NEIN, ganz sicher nicht! Ob die Tests Zuhause durchgeführt werden können und den Eltern zugetraut werden könnten, war nicht Gesprächsinhalt! Inhalt der Diskussion (eine Stunde bevor die schon geschriebene Schulmail veröffentlicht wurde) war der Paradigmenwechsel, dass Kinder nun wohlwissend in die Schule gehen (fahren) müssen, dass sie selbst oder einer ihrer Mitschüler evtl. infiziert sind. Oder die Eltern angehalten werden sich in der morgentlichen Schlange der Berufstätigen anzustellen und ihr Kinder dort testen zu lassen (Sofern diese überhaupt in ihrer Nähe erreichbar sind). Damit kostet es berufstätigen Eltern wertvolle Arbeitszeit auch Lehrkräften mit Kindern. Denn sie müssen alle abwarten, ob ihr Kind im Testzentrum oder an der Schule positiv getestet wird. Auf diesen erwartbaren Unmut, haben die Verbände sehr wohl, sehr deutlich hingewiesen. Natürlich haben die Verbände gefragt, ob es Alternativen gibt z.B. Testverfahren wie in Österreich PCR Gurgelschnelltest, der sofort in den Schulen ausgewertet werden kann. Aber es gibt Vertragsbindungen! Außerdem haben wir angeführt, dass gerade der Lolli-Test eine hohe Akzeptanz hat, weil er kindgerecht ist. Grundsätzlich haben wir auch kritisiert, warum die KMK nicht endlich einfordert, dass Schulen als kritische Infrastruktur anerkannt werden. Inzwischen müssten doch alle verstanden haben, dass Schulen für viel Familien lebensnotwendig sind und vielen Kinder die Grundversorgung sichern. Ohne die Sozialfaktoren anzuführen, die hinzukommen. Dennoch wurde versäumt Schulen besser zu sichern und Infektionsrisiken zu minieren z.B. durch wirksame Filteranlagen, die längst hätten installiert sein können oder der Eigenschutz – kindgerechte und sichere Masken, die längst kostenlos allen Schüler*innen hätten (produziert) angeboten werden können. UND wenn die alte und neue Bundesregierung diese Nachsteuerung, ebenso wie den weiteren Digitalausbau und das hochfahren der Labor-Kapazitäten versäumt hat, dann hätte man frühzeitig andere Verfahren austesten und beschaffen müssen. Doch da wird auf bestehende Verträge verwiesen! Steht also der Schutz, die Bildung und Gesundheit unserer Kinder wirklich im Fokus? Der nun vorhersehbare Protest war bestellt! Natürlich ist es eine Zumutung, dass kleine Kinder allein, ohne Hilfe mit Schere und Zange Testlösungen öffnen müssen und auf dem Pausenhof in der Kälte, auf Abstand ihren Test durchführen müssen. Das kann man auch nicht schönreden, das ist einfach nur taurig! Selbstverständlich wäre es an der Zeit den Eltern zuzutrauen, dass sie diese Test gewissenhaft mit ihren Kindern abends machen könnten falls der Pooltest postiv ist. Sollte dieser Selbsttest positiv sein oder das Kind Symptome zeigen, könnten (müssten) Eltern immer noch ein Bürgertestzentrum aufsuchen. Was an Förderschulen möglich ist, kann auch allen anderen Eltern zugetraut werden. Oder wann wollen wir anfangen uns wieder zu vertrauen?Doch mal ganz ehrlich!!! Dieser ab heute veränderte Testablauf ist NUR das Ende einer Zündschnur!Denn auch ohne diese Veränderung ist der Unmut in den vergangen Tagen massiv gewachsen, weil die vorangekündigte Omnikron-Welle nun doch erzwingt, dass Klassen- und Schulschließungen vorgenommen werden, die berufstätige Eltern in Not bringt. Wir haben schon in unsere PM „Mit vollen Segeln in die Sturmflut“ gefragt, wann man Schulen endlich als kritische Infrastruktur anerkennt, dass das schulische Angebot für viele Berufstätige Überlebens wichtig ist und für viele Kinder die Grundversorgung sichert. ABER wir haben auch immer wieder auf die hohe Vulnerablität vieler Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern hingewiesen, die ihre Kinder und sich selbst nicht ausreichend geschützt sehen. Selbst viele genesene Eltern haben große Sorgen, die ernst genommen werden wollen! Die Aufgabe der KMK wäre gewesen, endlich die Sorgen und Nöte aller ernst zu nehmen, den Fokus auf das Wohl aller Familien zu legen und entsprechende Angebote in dieser Welle vorzuhalten. Den Schulen hätte mehr Entscheidungsspielraum eingeräumt werden müssen. Das nicht eine generelle Aussetzung der Präsenzpflicht benötigt, aber eine dem Bedarf angepasste. Somit muss den besonders vulnerablen Gruppen ein differenziertes Angebot gemacht werden, dass auch ihr Recht auf Betreuung, Bildung und Gesundheitsschutz respektiert. Wie in der PM beschrieben, müssen wir uns als Gesellschaft entscheiden, wieviel Risiko wir bereit sind hinzunehmen oder was uns der Schutz der vulnerablen Gruppen wert ist? Doch all diese Diskussionen wiederholen wir in Dauerschleife. Ändert das noch etwas an dieser Lage- oder haben wir endlich verstanden was Exponentiell bedeutet? Auch ohne Änderung des Testverfahrens, halten wir diese Welle NICHT mehr auf! Das war gewollt! Leider, erkennen wir aber grundsätzlich kein Umdenken bei der KMK, abzulassen vom künstlichen Druck des Vergleichens durch Festhalten an den Prüfungsdogmen statt Angebote für alle zu schaffen, die den Bedarf, die Not, die Angst der Familien fokussiert. Es führt erneut zu Anfeindungen, weil die Eltern mit unterschiedlichen Bedarfen sich wie Feinde begegnen und ihre Wut gegen Verbände, Schulen oder Politik wenden. Bedingt zurecht – denn sie wollen alle gehört werden! Aber haben sie alle auch den Mut für große einschneidende Veränderung, für mehr Bildungsgerechtigkeit in der Pandemie und darüber hinaus? Denn grundsätzlich sind Ressourcen endlich und es bedeutet gerecht zuteilen und die Teilhabe aller zu sichern? Wir sind es – Sie auch? Dann stehen Sie auf und fordern die entsprechende Anerkennung als kritische Infrastruktur und die zwingend notwendigen Ressourcen!